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CN: Trans*feindlichkeit


Im Folgenden geht es um unser Booking für die Veranstaltung “Splinter Cell: The First Chapter” am 06.11.2023 und die spontane Absage des Gigs von Manic Pixie.


Wir haben für unsere Veranstaltung “Splinter Cell: The First Chapter” am 06.11.2023 im mjut, Leipzig eine Künstlerin (Manic Pixie bzw. Mine) gebucht, die in dem Zeitraum Mai - Dezember 2022 dem Instagram-Profil "terf-watch-watch" gefolgt war. 
Diese Seite ist unter anderem deswegen als problematisch zu bewerten, da sie trans*feindliche Inhalte postet. Uns war dies bewusst und wir haben Mine erst gebucht, als wir in einem gemeinsamen Prozess mit ihr und Menschen aus unserem Umfeld sichergestellt hatten, dass sie die diskriminierenden Posts dieser Seite ebenso scharf verurteilt und problematisiert wie wir. 
Ein paar Tage vor der Veranstaltung wurden wir von einer Person gebeten, das Booking von Mine zu erklären und haben uns kurz danach mit der Person zu einem persönlichen Gespräch verabredet, um unsere Entscheidung und den Prozess dahinter zu beschreiben. Aufgrund mangelnder öffentlicher Transparenz über unseren Entscheidungsprozess wurde am Abend des Events ein Aufruf zum Boykott der Party gepostet. Uns erreichte auch eine Nachricht einer betroffenen Person, für die Mine als DJ ein Grund gewesen wäre, sich auf der Veranstaltung nicht mehr sicher zu fühlen. Daraufhin trafen wir einvernehmlich und in Absprache mit Mine die Entscheidung, dass sie doch nicht auflegen würde. 

Wir wollen hiermit deutlich machen, dass wir den Fehler einsehen, nicht früh genug auf die Wünsche von Betroffenen reagiert zu haben. Im Folgenden möchten wir unseren gemeinsamen Prozess um das Booking von Mine transparent machen. 


Wieso haben wir Mine engagiert?

Ursprünglich wollten wir eine andere DJ buchen, die zu dem entsprechenden Datum jedoch nicht verfügbar war. In den Tagen darauf wurde uns im Freundeskreis Mine als Alternative vorgeschlagen. Da wir wussten, dass sie besagter Seite gefolgt war, sahen wir dies nicht als Möglichkeit. Zum Gespräch wurde die Idee erst, als Mine sich privat bei einer Person aus dem Label meldete und einsichtig anbot, sich zu erklären. 

Uns war von Anfang an klar, dass wir nur mit ihr zusammenarbeiten wollen, wenn sie sich klar und deutlich von den Inhalten dieser Seite distanziert. Sie war ab dem ersten Gespräch sehr zuvorkommend und betonte wiederholt, dass es ihr weniger darum ginge, gebucht zu werden, sondern viel eher um die Möglichkeit, sich offen und persönlich zu dem Thema zu äußern und etwaige Unklarheiten innerhalb ihrer sozialen Umgebung, darunter unserem Bekanntenkreis, anzusprechen. Sie positionierte sich schon im ersten Gespräch klar und deutlich gegen "terf-watch-watch" und formulierte, dass sie erkennt, wie problematisch die dort geteilten Inhalte sind. Auch war unserer Einschätzung nach eindeutig, dass ihre Einstellung mit unserem Selbstverständnis nicht im Konflikt steht und ihre Anwesenheit als DJ auf unserer Party keinen Safer Space gefährden würde. Mine begegnete uns dankbar, einsichtig und motiviert dazu, das Thema proaktiv aufzuarbeiten. Deshalb wurde es uns ein Anliegen, sie bei dem Prozess zu begleiten. Es war offensichtlich für uns, dass eine Reflexion und Aufarbeitung in ihrer Situation angebrachter waren als ein expliziter Ausschluss aus der Veranstaltung, der Szene oder dem Bekanntenkreis.


Wofür werden wir kritisiert?

In dem Gespräch mit der Person, die uns um eine Erklärung des Bookings bat, kam hauptsächlich Kritik daran hervor, dass wir uns vor der Veranstaltung nie öffentlich zu Mine geäußert hätten. Es wäre nicht deutlich geworden, ob wir uns der Situation überhaupt bewusst seien und inwiefern wir sicherstellen können, dass Mine die dort geposteten Inhalte nicht selbst vertritt. Die Sorge war, dass Betroffene dies als ein Einverständnis des Labels mit den Inhalten der Seite interpretieren würden oder die Veranstaltung nicht mehr als Safer Space wahrnehmen könnten. Mine veröffentlichte daraufhin auf ihrem Instagram-Account ein Statement, in dem sie sich klar von besagter Seite und ihren Inhalten distanziert. 

Mine hat mehrmals von sich aus angeboten, ihren Gig abzusagen. Vor dem Hintergrund unserer Vorarbeit und des gemeinsamen Prozesses erachteten wir eine Absage für nicht nötig. Obwohl wir von der Person, die uns kritisiert hat, im persönlichen Gespräch darum gebeten wurden, haben wir zu dem Zeitpunkt davon abgesehen, ein öffentliches Statement zu posten. 

Im Nachhinein erkennen wir an, dass es ein Fehler war, uns nicht öffentlich zur berechtigten Kritik an unserem Booking zu äußern, und wir nehmen Verantwortung für diese Entscheidung. 


Aufruf zum Boykott

Am Tag der Party wurde von der Person, mit der wir uns getroffen hatten, ein Aufruf gepostet, unsere Party zu boykottieren. Die Begründung lautete, dass wir mit einem Menschen zusammenarbeiten würden, der sich problematisch verhalten hat, ohne uns öffentlich dazu zu äußern. Außerdem sprach die Person stellvertretend für betroffene Freund*innen zu uns, die das Booking als Grund sahen, nicht mehr zu der Veranstaltung kommen zu wollen. Etwas später am selben Abend erreichte uns von einer anderen betroffenen Person die Nachricht, dass sie sich auf unserer Party nicht sicher fühlen würde, wenn Mine spielen würde. Daraufhin haben wir den Gig von Mine mit ihrem vollsten Verständnis abgesagt. 

Wir sehen den Fehler ein, dass wir zu spät versucht haben, direkten Kontakt zu betroffenen Personen aufzubauen und anstelle dessen über eine*n Stellvertreter*in kommuniziert haben. Wir hätten bei der ersten Kritik probieren sollen, mit der betroffenen Person Kontakt aufzubauen, um entsprechend Betroffenen-orientiert handeln zu können. 


Was lernen wir daraus und wie werden wir versuchen, solche Situationen in Zukunft zu vermeiden?

Wir haben diese Website gegründet, damit Menschen sich anonym an uns wenden können und wir für Transparenz in Angelegenheiten rund um unsere Veranstaltungen und Releases sorgen können. Wir wollen Wünsche und Kritik aufnehmen und verarbeiten und in Zukunft versuchen, schneller und angemessener darauf zu reagieren. Wir hoffen, dass sich alle ermutigt fühlen, Kontakt mit uns aufzunehmen, wenn deren persönlicher Safer Space im Kontext unserer Arbeit nicht garantiert ist oder wurde. 

Leipzig, 09.01.2024
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